Bildet Berlin! ist ein eingetragener Verein, dessen Mitglieder und Unterstützer:innen es leid sind, tatenlos zuzusehen wie sich die Qualität der schulischen Bildung in Berlin durch eine mangelhafte Ausstattung der Schulen verschlechtert. Gute Schulbildung ist der Schlüssel für Integration und Arbeit.
Von 2015 bis April 2021 waren wir vom zuständigen Finanzamt als ein gemeinnütziger Verein anerkannt. Mit einer Satzungsänderung hat der Verein im April 2021 die Eigenschaft einer politischen Partei übernommen, weshalb wir die Gemeinnützigkeit aufgeben mussten.
 

Diese Webseite dokumentiert die Tätigkeit von Bildet Berlin! in den Jahren 2012 bis 2020. Aktuelle Informationen finden Sie unter http://bildet-berlin.de .

 

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Qualität statt Flickschusterei!

Über hundert Schulen unterstützen bisher das „Qualitätspaket für die Berliner Schule“

Am kommenden Donnerstag, den 21.08.2014 wird Bildungssenatorin Scheeres triumphierend verkünden, dass zum neuen Schuljahr alle 2000 offenen Lehrerstellen besetzt werden konnten.
Dass tatsächlich jede Klasse einen Lehrer bekommt, keine Stunde fachfremd unterrichtet wird oder ausfällt – es wäre uns allen zu wünschen. Denn vier Tage später werden Lehrer, Schüler und Eltern wieder mit der Berliner Schulrealität konfrontiert. Und die alten Probleme werden die neuen sein: volle Klassen, marode Schulgebäude, fachfremd erteilter Unterricht, krankheitsbedingter Unterrichtsausfall, fehlende Sozialarbeiter und Schulhelfer, fehlendes Inklusionskonzept und deren Ausfinanzierung sowie Ungleichbehandlung angestellter Lehrkräfte (inzwischen ein Drittel der knapp 30.000 Pädagogen in Berlin, Tendenz steigend).
Über tausend Lehrer, Referendare, Eltern, Studenten und Schüler aus 103 Schulen und Seminaren wollen das nicht mehr hinnehmen. Sie befürworten mit ihrer Unterschrift das Qualitätspaket für die Berliner Schulen, das Florian Bublys, Sprecher der Initiative Bildet Berlin!, und Robert Rauh, Berliner „Lehrer des Jahres“, Ende März auf einer Kundgebung am Potsdamer Platz vorgestellt haben.
 
 

Neben einer bedarfsgerechten Personalausstattung der Schulen mit 110% ist den Unterzeichnern die Forderung nach individuellem Lernen in kleineren Klassen, nach Senkung der Unterrichtsverpflichtung, nach mehr Anreizen für außerunterrichtliches Engagement und nach einem flächendeckenden Ausbau der Schulsozialarbeit besonders wichtig.
Darüber hinaus wird die Frage der Quereinsteiger als äußerst problematisch erachtet. Berlin betritt hierbei bildungspolitisches Neuland, denn 300 der 2000 neuen Lehrer sind Quereinsteiger. Ihr Berufsalltag startet – ungeachtet eines einwöchigen Crashkurses in den Ferien – zeitgleich mit dem Referendariat, das sie berufsbegleitend, also „nebenbei“, mit allen obligatorischen Ausbildungsverpflichtungen absolvieren müssen. Rauh befürchtet eine enorme psychische Belastung: „Die Seiteneinsteiger haben noch nie vor einer Klasse gestanden und müssen ohne pädagogische Ausbildung aus dem Stand 19 Stunden selbstständigen Unterricht erteilen.“ Regulär müssen Referendare „nur“ sechs Stunden unterrichten. Bublys sieht außerdem die Qualität der Ausbildung in Gefahr: „Es ist zu befürchten, dass mit dem Quereinsteigerprogramm, das im neuen Lehrkräftebildungsgesetz verankert ist, der Lehrerberuf entqualifiziert wird.“ Zu den Berufsanfängern zählen auch die 200 Absolventen mit Lehrbefähigung, die dem Senatsangebot in Form einer vollen und unbefristeten Anstellung nicht widerstehen konnten und - ebenso wie die Quereinsteiger - einen berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst absolvieren werden. Ihre pädagogische Praxis basiert auf einigen Praktika. Eine Generation von Notlehrern ist das letzte, was die Berliner Schule jetzt noch braucht. Ungeklärt ist zudem, wer die neuen Lehrer im Schulalltag betreuen wird. Denn bislang gibt es keine Unterrichtsermäßigung für Mentoren. Generell sollten Quereinsteiger ein vierwöchiges Probepraktikum und einen dreimonatigen Vorbereitungslehrgang zum Erwerb didaktischer, methodischer, kommunikativer und sozialer Kompetenzen absolvieren, damit sie den komplexen Anforderungen des Lehrerberufs gerecht werden. Die notwendigen Qualifizierungskapazitäten und -strukturen müssen umgehend geschaffen werden.

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erstellt am 18.08.2014, letzte Aktualisierung am 18.08.2014
 
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