Offener Brief an die AfD Berlin Bildet Berlin! unterstützt den Protest gegen die Beschwerdeplattform zur Meldung AfD-kritischer Lehrer*innen in Berlin Berliner Lehrer*innen haben uns einen an den Berliner Landesverband der AfD gerichteten offenen Brief übermittelt, in dem sie die zuletzt von mehreren Landesverbänden der AfD eingerichteten Beschwerdeplattformen zur Meldung AfD-kritischer Lehrer*innen kritisieren und darauf beharren, in ihrem Unterricht die für eine Demokratieerziehung erforderlichen Diskurse zu führen.
Wir finden, dass noch viel mehr Lehrer*innen ihre Wahrnehmung des Auftrags zur Demokratieerziehung öffentlich bekunden sollten und haben Unterschriften zur Unterstützung des Anliegens gesammelt:
Mittlerweile haben sich auch Schüler*innen, Eltern und Lehramtsstudiernde an uns gewandt, die den Brief für ihre Situation angepasst haben:
Mit diesem Protest sind wir nicht allein:
Der Grundschulverband (GSV) ruft in einer Pressemitteilung alle Pädagoginnen und Pädagogen, alle Schülerinnen und Schüler und alle Eltern auf, sich von solchen antidemokratischen Aktionen nicht irre führen oder einschüchtern zu lassen, sondern das im Schulgesetz von Berlin definierte Erziehungsziel unbeirrt weiter zu verfolgen, die Kinder zu befähigen, „der Ideologie des Nationalsozialismus und allen anderen zur Gewaltherrschaft strebenden politischen Lehren“ entschieden entgegenzutreten.
Und es gibt weitere Protestformen. Ob Lehrer*in oder nicht - hier können sich alle beteiligen:
Die Piratenpartei Baden-Würtemberg hat als Antwort auf solche Beschwerdeportale das Portal Mein Abgeordneter hetzt eingerichtet, mit dem sich Beschwerdeportale der AfD mit Zitaten von AfD-Abgeordneten füllen lassen:
Unter dem Titel Mein Lehrer fetzt erklären sich auf change.org zahlreiche Menschen in einer von der Stay Behind Foundation gestarteten Petition solidarisch mit Lehrkräften, die demokratische Werte und Vielfalt vermitteln:
Offener Brief an die Berliner AfD
Sehr geehrte Damen und Herren der Berliner AfD!
In den letzten Tagen entnahmen wir den Nachrichten, dass Sie für Berliner Schüler*innen eine Beschwerdeplattform zur Meldung AfD-kritischer Lehrer*innen einrichten werden.
Wir nehmen Ihnen diese Arbeit gerne ab:
- Wir gestehen, dass wir in unserem Unterricht für Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit geworben haben.
- Wir gestehen, dass wir die Zeit des Nationalsozialismus nicht als kleinen „Vogelschiss“ behandelt haben, sondern als das, was sie war: Ein verbrecherischer, undemokratischer und zutiefst menschenrechtsverletzender Teil der deutschen Geschichte.
- Wir gestehen, dass wir in unserem Unterricht die Position, dass CO2 nicht schädlich sei und der Mensch zur Verhinderung des Klimawandels nichts tun könne und müsse, kritisch hinterfragt haben und die Schüler*innen gebeten haben, nach weiteren Handlungsoptionen zu forschen.
- Wir gestehen, dass wir sprachliche Tabubrüche von Seiten Ihrer Partei und anderen Menschen als solche im Unterricht thematisiert haben, weil rassistische und diskriminierende Aussagen als solche in unserem Land benannt werden müssen.
- Wir gestehen, dass wir in unserem Unterricht die Schüler*innen zu Differenzierung und Perspektivenvielfalt angestiftet haben.
- Wir gestehen, dass wir in unserem Unterricht das komplexe Thema der Migration nicht als Erklärung für alle Probleme in Deutschland haben gelten lassen.
- Wir gestehen, dass wir im Unterricht darauf hingewiesen haben, dass u.a. Ihre Partei hinsichtlich der gleichberechtigten Teilnahme von Frauen in Gesellschaft und Politik noch Förderbedarf besitzt.
- Wir gestehen, dass wir uns kontinuierlich auf den Artikel 3 des Grundgesetzes berufen und die Diskriminierung von Menschen aufgrund von Hautfarbe, Herkunft, politischer oder religiöser Überzeugung im Unterricht nicht erlaubt haben.
- Wir gestehen, dass wir in unserem Unterricht aktiv Produkte der von Ihnen bekämpften Medien eingesetzt und hinsichtlich ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit untersucht haben.
- Wir gestehen, dass wir in unserem Unterricht offensichtliche Lügen, wissenschaftliche Halbwahrheiten und allgemeine Ungenauigkeiten in Quellen über all die Jahrhunderte analysiert und interpretiert haben.
- Wir gestehen, dass wir überlegen, einen Längsschnitt zum Thema „Denunziation in verschiedenen historischen Epochen (Römische Republik – Inquisition im Mittelalter -Nationalsozialismus – Deutschland 2018)“ zu entwickeln.
| erstellt am 19.10.2018, letzte Aktualisierung am 20.10.2019 |
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