Sehenden Auges ins Chaos: Der Senat weiß, dass er tausende Lehrer finden werden muss Das statistische Bundesamt hat ermittel: Berlin führt die bundesweite Statistik der Länder an, die wenig junge Lehrer haben: über 55% der Berliner Lehrer sind 50 oder älter - in Hamburg dagegen sind nur gut 38% der Lehrer 50 oder älter ([1], S. 44). Kein Wunder, wenn man sieht wohin es seit Jahren die mit Berliner Steuermitteln gut ausgebildeten Junglehrer hinzieht! Für Berlin heißt das, dass in den kommenden Jahren ein großer Teil der heute aktiven Lehrkräfte durch junge Lehrer ersetzt werden müssen. Die Senatsveraltung für Bildung hat 2011 Zahlen zum prognostizierten Bedarf an Lehrern vorgelegt: 6000 Lehrer werden bis zum Schuljahr 2015/16 in Pension gehen. Das ist fast jeder vierte Lehrer, der heute an der Berliner Schule beschäftigt ist (vgl. [2], S.5). Da die Zahl Vollzeitstellen beschreibt, aber viele Lehrer in Teilzeit arbeiten, dürfte der Bedarf an einzustellenden Lehrern in Zahlen noch höher sein. In den kommenden Jahren sind jährlich mehr als 1000 Lehrer einzustellen, im Schuljahr 2014/15 fast 1500 (vgl. [2], S.6). In dem Bericht heißt es: „Die Fächer Englisch und Mathematik weisen stabil über alle Schularten einen signifikant hohen Einstellungsbedarf auf. ... Insgesamt sollte die Sicherung der Unterrichtsversorgung über gezielte Neueinstellungen von Lehrkräften mit diesen Fakultas absolute Priorität besitzen.“ ([2], S. 9). Ob dies im bundesweiten Wettbewerb mit der derzeitigen Bezahlung angestellter Lehrer in Berlin gelingen wird, ist zu bezweifeln, denn auch in anderen Bundesländern besteht ein hoher Bedarf in diesen Fächern. Weiterhin heißt es: „Jedoch gibt es auch Fächer, deren geringe absolute Bedarfswerte von dem eigentlichen geringen Ausstattungsniveau dieser Fächer ablenken. Die nötigen Einstellungen besitzen aber eine ähnlich hohe Priorität und müssen mitgedacht werden, da sich die Personaldecke von einigen dieser „kleineren“ Fächer bereits im Basisjahr ausgedünnt darstellt.“ ([2], S. 9). Was tut die Senatsverwaltung? Sie stellt Quereinsteiger ohne pädagogische Ausbildung ein für solche Fächer eingestellt, in denen sich nicht ausreichend qualifizierte Bewerber finden [3], wie z. B. Mathematik, Physik oder Informatik. Offenbar ist ein aufwendiges Pädagogikstudium und ein zweijähriges Referendariat gar nicht erforderlich um Berliner Schülerinnen und Schüler zu unterrichten? Dass Quereinsteiger eingestellt werden, ist ein klarer Beleg für den bereits heute bestehenden Lehrermangel! Die Personaldecke „stellt sich im Basisjahr als ausgedünnt dar“ - auch das ist eine interessante Beschreibung der Tatsache, dass ein Lehrermangel bereits heute besteht! Es ist unverständlich und verantwortungslos, heute gut ausgebildete junge Lehrer ziehen zu lassen und stattdessen den Unterricht von Menschen ohne volle Lehrbefähigung und mit prekären Zeitverträgen erteilen zu lassen (siehe Beiträge in der Heißen Kiste). Quellen: [1] Statistisches Bundesamt 2012, Broschüre „Schulen auf einen Blick“ https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/ BildungForschungKultur/Schulen/BroschuereSchulenBlick0110018129004.pdf?__blob=publicationFile [2] Senatsveraltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung 2011: Anhang zum Bericht „Langzeitprognose über den Lehrerstellenbedarf bis zum Jahr 2020“ 28.04.2011 http://www.parlament-berlin.de/ados/16/BildJugFam/vorgang/bj16-0590-v.pdf [3] Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 2012: Hinweise zur Einstellung für Quereinsteiger/innen in den Berliner Schuldienst http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/lehrer_werden/einstellungen/quereinsteiger.pdf | erstellt am 09.06.2012, letzte Aktualisierung am 11.08.2012 |
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